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Jutta Rump

16. August 2018

„Ist das ein guter Arbeitgeber?“

Ökonomin Jutta Rump zu den Themen Arbeitsmarkt 2030 und Generation YZ

Wie kaum ein anderer Forscher beschäftigt sich die deutsche Ökonomin Jutta Rump mit den neuen Generationen und ihrem Blick auf die Arbeitswelt. „Dabei werden Veränderungen forciert, auf die sich die Arbeitgeber einstellen müssen“, so die Professorin für Personalmanagement. Jutta Rump ist am 14. September im Rahmen des Südtiroler Wissensforums in Bozen. Ihr Thema: Der Arbeitsmarkt 2030 und die Generation YZ.

Maria Christina De Paoli: Frau Rump, Sie beschäftigen sich in Ihrer Forschungsarbeit mit den Trends auf dem Arbeitsmarkt und ihren Konsequenzen für die Arbeitgeber. Worauf muss sich die Wirtschaft in Europa in den kommenden 20 Jahren gefasst machen?

Jutta Rump: Die gegenwärtigen Transformationen sind eingebettet in ein Potpourri von Megatrends, die gleichzeitig greifen und sich auch gegenseitig beeinflussen. Digitalisierung, Individualisierung und demografische Entwicklungen sind nur einige Beispiele dafür. Neu ist dabei die Frage nach dem Personal. In Zukunft werden sich Arbeitgeber intensiv damit beschäftigen müssen, wie sie ihre Mitarbeiter qualifiziert, motiviert und gesund halten.

Maria Christina De Paoli: Und welche Faktoren werden die größten Veränderungen vorantreiben?

Jutta Rump: Für die meisten Unternehmen steht und fällt der Erfolg heute mit den getätigten Investitionen in Innovation und Technik. Er steht und fällt aber auch mit dem Faktor Personal. Denn was nützt mir die beste Geschäftsidee, der beste Businessplan, wenn meine Mitarbeiter diese nicht mittragen, wenn sie demotiviert oder nicht genügend qualifiziert sind?

Maria Christina De Paoli:  Sie behaupten, man hätte bereits früher einiges anders machen können, um den aktuellen Veränderungen zu begegnen. Was genau?

Jutta Rump: Nehmen wir beispielsweise die Demografie und die zunehmende Alterung unserer Gesellschaft her. Da  hätte man bereits vor 40 Jahren ansetzen müssen, als nach dem Babyboom der Nachkriegszeit die Geburtenraten plötzlich sanken. Hätte man schon damals in die Vereinbarkeit von Familie und Beruf investiert, stünden wir heute nicht vor diesem Riesenproblem.

Maria Christina Depauli: Inwieweit sind die Arbeitgeber auf die künftigen Entwicklungen eingestellt? Wie sehr wird bereits in das Wissen, die Kompetenzen, die Motivation und die Gesundheit der Mitarbeiter investiert?

Jutta Rump: Der allgemeine Fachkräftemangel hat in den letzten Jahren das Umdenken beschleunigt. Heute fragen sich Arbeitnehmer: „Ist das ein guter Arbeitgeber?“ Lautet die Antwort „Ja“, dann gehen sie hin, sonst nicht. Aus dieser Not heraus ist richtig viel passiert. Aber es wird noch viel geschehen müssen. Unternehmen werden in Zukunft eine noch stärkere Marke brauchen – ihren Kunden gegenüber, aber auch auf dem Arbeitsmarkt. Das ist die einzige Möglichkeit, um weiterhin als Arbeitgeber attraktiv und konkurrenzfähig zu bleiben.

Maria Christina De Paoli: Gibt es Unterschiede zwischen den Branchen und je nach Größe der Betriebe?

Jutta Rump: Jedes Unternehmen kann und muss handeln. Dabei geht es nicht immer nur umgroße Investitionen, sondern vielmehr um eine Grundeinstellung, eine Philosophie. Betriebsklima, Unternehmenskultur haben nichts mit Geld zu tun. Und noch etwas: Mitarbeiter wollen heute nach ihren Stärken und Talenten eingesetzt werden. Denn nur so lassen sich 50 Jahre in hoher Produktivität bewältigen.

Maria Christina De Paoli: Stichwort Digitalisierung: Welche Risiken birgt diese neue Phase der Industrialisierung gerade für den Arbeitsmarkt?

Jutta Rump: Risiken gibt es immer, ich sehe in der derzeitigen Entwicklung aber auch Chancen. Wenn bestimmte Tätigkeiten durch die Technik ersetzt werden, dann bleibt den Menschen dafür mehr Zeit. Eine Zeit, die nicht verplempert, sondern genutzt werden sollte, um neue Entwicklungen voranzutreiben, neue Ideen zu finden, Innovationen zu forcieren.

Maria Christina De Paoli:  Was können und was sollten die Babyboomer von den neuen Arbeitnehmergenerationen lernen?

Jutta Rump: Die Werte und Sozialisationsmuster eines Babyboomers sehen völlig anders aus als die Fundamente eines jungen Menschen, der in den 2000er Jahre groß geworden ist. Die Generationen Y und Z (die nach 1985 bzw. 1995 Geborenen, Anm.d.Red.) werden in Zukunft ein halbes Jahrhundert lang arbeiten müssen. Für diese Menschen wird eine gute Work-Life-Balance immer wichtiger, was unter diesen Umständen auch durchaus vernünftig und rational klingt. Die neuen Generationen suchen eine Arbeit, die Freude und Sinnmacht. Sie können aber auch Nein sagen. Und das sind genau jene Dinge, die Babyboomer lernen sollten.

 

 

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