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Claudia Rasper & Ilse Straka

8. August 2017

Wenn Frauen mit viel Empathie über digitale Euphorie sprechen!

Wir leben in einer Zeit, in der die soziale Umwelt in Smartphones vertieft ist und die unternehmerische Landschaft gemeinsam mit der Politik Industrie 4.0 preisen, ohne dass sie sagen könnten, was denn Industrie 3.0 gewesen wäre. Das Interesse an Digitalisierung ist groß, der Themen-Hype riesig. Dies erinnert uns immer wieder an eine erst kürzlich in unserem Buch „Menschtage“ veröffentlichte Geschichte: „Eine kommunikative Sicherheitsmaßnahme: Fasten Powerpoints“. Erinnern Sie sich, man versprach sich von Powerpoint die finale Lösung aller kommunikativen Defizite, Hauptsache die Folien sind voll, so voll, dass wir nicht einmal mehr mit dem Lesen mitkommen und so voll g‘scheiter Wörter, dass wir nur mehr Bahnhof verstehen?
Heute wissen wir, dass das Zudröhnen von Powerpoint-Folien mit Text in jeder nur erdenklichen Form, d.h. Daten, Fakten, Zahlen, soweit die Folie und das Auge reicht, die gnadenloseste Vortragsart ist, die – no na – nur zu ohnmachtsähnlichen, narkotischen Zuständen der Zuhörer führen kann. Mit narkotisch meinen wir nicht berauschend, sondern betäubend. Oder gestalten in dem Sinn, wie ein Kollege unlängst bei einem Netzwerk-Treffen geschildert hat. Ihn selbst hat ein Kunde gefragt: „Haben Sie eine Powerpoint-Präsentation oder haben Sie etwas zu sagen?“
Aus der damaligen PPT-Euphorie ist man mittlerweile ernüchternd aufgewacht. Früher galt man als rückständig, wenn man seine Themen in eine knackige 8-minütige
Präsentation verpackte und humorvolle, ausdrucksvolle Folien zauberte. Mittlerweile haben viele Firmenchefs erkannt, dass es darum geht, Inhalte so zu kommunizieren, dass ein Maximum an Berührtheit beim Publikum erzeugt wird. „Information gepaart mit Emotion ergibt also doch Sinn“. Natürlich verändert die Digitalisierung menschliche Arbeitsprozesse, bestimmte
Formen der Arbeit werden verschwinden. Aber nicht alles kann oder soll digitalisiert werden. Ein weiteres Beispiel, dass die Grenzen der Digitalisierung sehr eindrucksvoll,
wie wir meinen, veranschaulicht: wir erinnern uns noch genau an e-learning, eine Lernsoftware, die Mitarbeitern Wissen vermitteln sollte. Es ging darum, Training zu technisieren und Schulungsabteilungen, falls existent, einzusparen. Gebracht hat es nichts. Wir kennen keine dieser angeblich so guten Lernsoftwares, die sich durchgesetzt hat. Warum wohl? Weil Lernen ein sozialer Prozess ist, selbst die MOOCs, die Massive Open Online Courses, haben sich nicht durchgesetzt und deren Boom ist längst verpufft. Entscheidend sind die Lernumgebung, der persönliche Kontakt, die Inspiration z.B. einer Führungskraft und das Gefühl der Zugehörigkeit zu einem sozialen System. Das zeigt auch die viel zitierte Hattie-Studie: Der einzige Faktor, der Training wirklich beeinflussen kann, ist der soziale Kontakt zwischen überzeugenden und versierten Trainern und Lernenden, nicht die Technologie, die eingesetzt wird.

Welche Informationen brauchen wir in Zukunft, welche Prozesse müssen wir digitalisieren? Wie schaffen wir uns einen Überblick, oder gehen wir bereits unter?
Schaffen digitale Prozesse ein Mehr an Orientierung und Profit oder ein Mehr an Fremdsteuerung und Verletzlichkeit der Systeme? Um all diese offenen Fragen zu beantworten und in der digitalen Welt erfolgreich zu sein, brauchen wir, sorry liebe Leser, „Soft Facts“ in Form einer dazu passenden, zukunftsfähigen Unternehmenskultur. Anders ausgedrückt: Es bringt nichts, über
smarte Produkte, Roboter und neue IT-Prozesse nachzudenken, wenn nicht auch über Individualisierung, Selbstverantwortung, Autonomie und beispielsweise flexible Projektkultur nachgedacht wird. Ob Sie zustimmen oder nicht, zu einem „unternehmerischen Digital Mindset“ zählen ebenfalls Neugierde und Offenheit, aber auch Durchlässigkeit und Kommunikation. Neben Fachkompetenz, neben neuen Digi- Visionen und Strategien braucht es vor allem soziale Kompetenz. Wer Fragen stellt, tritt in einen Dialog, reflektiert und erweitert damit seinen eigenen
Horizont. Wir glauben an ein starkes ICH für ein gemeinsames WIR – und das gibt’s nicht in digitalisierter Ausführung oder als Algorithmus!

Claudia Rasper & Ilse Straka

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