Flache Hierarchien und die Teamfähigkeit des Chefs – das sind typische Forderungen an die moderne Führungskultur. Die Rolle der Vorgesetzten hat sich fraglos gewandelt und traditionelles Führungsverhalten muss überdacht werden. Aber eines bleibt: die Notwendigkeit zur Autorität, ohne die Führung nicht möglich ist.
Führung mag respektvoll und auf Augenhöhe stattfinden, aber sie schließt Gleichberechtigung aus. Führung ist keine Partnerschaft, denn in einer Partnerschaft sind alle Beteiligten gleichgestellt, sie haben dieselbe Entscheidungsgewalt und tragen das gleiche Maß an Verantwortung. Führungskräfte, die versuchen, partnerschaftlich zu agieren, wirken anbiedernd. So etwas quittieren Mitarbeitern in der Regel mit Geringschätzung. Zwischen Führern und Geführten besteht ein reales und spürbares Machtgefälle. Wer führen will, muss dieses Gefälle anerkennen, es bejahen und zu nutzen wissen. Das ist die Voraussetzung, um Autorität auszustrahlen und von den Mitarbeitern respektiert zu werden.
Autorität ist unvereinbar mit autoritärem Auftreten
Aber was genau ist Autorität? Hier besteht eine begriffliche Verwirrung, denn wer über Autorität verfügt, verhält sich eben nicht autoritär! Der Duden setzt „autoritär“ gleich mit „totalitär, diktatorisch, unbedingten Gehorsam fordernd“. Solch ein Verhalten würde unseren derzeitigen gesellschaftlichen Werten widersprechen. Autorität hingegen geht von einer starken Persönlichkeit aus, die Würde ausstrahlt und Ansehen genießt. Solch eine Person muss sich nicht mit aller Macht und mit jedem zur Verfügung stehenden Mittel durchsetzen. Sie besitzt vielmehr Einfluss und man lässt sich von ihr führen, weil man ihr vertraut.
Vereinfacht könnte man sagen: Autoritäre Führungskräfte führen mittels ihrer Positionsmacht. So können sie beispielsweise drohen, Abmahnungen schreiben, Vergünstigungen gewähren etc. Diese Mittel setzen sie ein, um ihre Mitarbeiter zum gewünschten Verhalten zu bewegen. Führungskräfte mit Autorität hingegen brauchen diese Mittel nicht, um das Verhalten ihrer Mitarbeiter zu steuern. Denn sie werden als Person ernstgenommen und ihr Wort besitzt Gewicht. Führungskräfte mit Autorität sind deshalb weit weniger auf ihre Positionsmacht angewiesen, um sich Gehör zu verschaffen und sich gegebenenfalls durchzusetzen. Ihre Persönlichkeit stellt ihr wichtigstes Führungsinstrument dar.
Positionsmacht trägt nicht
Führung mit natürlicher Autorität ist weit effektiver als Positionsmacht. Denn Autorität, die von der Person ausgeht, nutzt Vertrauen und Respekt als Basis für die Zusammenarbeit. Positionsmacht hingegen funktioniert über Belohnung und Bestrafung. Im Grunde handelt es sich dabei um Dressur: Wohlverhalten zahlt sich aus, Ungehorsam wird bestraft.
Führungskräfte, die sich auf ihre Positionsmacht verlassen, übersehen dabei in der Regel die Kosten: Denn auch, wenn sich Mitarbeiter scheinbar fügen, bedeutet das nicht, dass sie gewonnen und überzeugt wurden. Das Gegenteil ist der Fall: Gehen Vorgesetzte allzu leichtfertig mit ihrer Positionsmacht um, erzeugen sie Effekte, die sie nicht gewollt und vorhergesehen haben. Denn Mitarbeiter, die sich zu einem bestimmten Arbeitsverhalten gezwungen fühlen, reagieren langfristig mit Widerstand, Flucht oder Resignation. Widerstand äußert sich meist in heimlicher Rebellion, in Pay-off Reaktionen, zuweilen auch in offener Provokation. Man zahlt es dem Vorgesetzten in der einen oder anderen Weise heim. Alternativ kann man sich als Mitarbeiter aber auch kurzerhand entziehen: Man feiert öfter mal krank, man kündigt innerlich oder reicht tatsächlich die Kündigung ein. Manche flüchten in Suchtmittel oder Phantasiewelten. Andere wiederum resignieren, weil sie sich gegenüber der autoritären Führung als hilflos wahrnehmen. Sie stellen deshalb jede Eigeninitiative ein und werden bis zum Feierabend zur leblosen Marionette. All diese Reaktionen ergeben sich als unmittelbare Folge eines autoritären Führungsstils.
Hinzu kommt, dass autoritäre Führung immer auf zwei Säulen ruht, nämlich auf der Abhängigkeit und Angst der Mitarbeiter. Solch ein Führungsstil ist schlichtweg unwürdig für beide Seiten.
Daher plädiere ich für natürliche Autorität als Führungsgrundlage. Denn ohne sie gibt es kein Vertrauen zwischen Führern und Geführten, keine Verlässlichkeit und keine Sicherheit. Somit auch keine Arbeitsfreude.
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