von Thomas Kückenrath
Und wie würden Sie das Wirtschaften der fünf Löwen miteinander vergleichen?
Ich bin Unternehmer und verdiene mein Geld durch Unternehmenserfolg. Ich will mich am Aufbau von nachhaltig und langfristig tragfähigen Geschäftsmodellen beteiligen und erfreue mich sowohl an Dividenden-Ausschüttungen, als auch an Exit-Erlösen. Ich möchte meine Unternehmensgruppe ausbauen und suche nach passenden Ideen bei „Die Höhle der Löwen“.
Nun ist die Aufzeichnung der Sendung selbst ist bei „Die Höhle der Löwen “ ja nur die halbe Miete…
…ehrlich gesagt eher ein Viertel der Miete. Die größte Arbeit fängt danach an.
Darauf wollte ich hinaus. Ihre in der Show getätigten Investments müssen ja auch gemanaged werden, was immer mehr Arbeit macht. Und wie viel Jochen Schweizer bekommen die Gründer eigentlich wenn die Kamera aus ist?
Den zweiten Teil kann ich sehr leicht beantworten. Da ich eine Marke repräsentiere bekommen die Gründer immer extrem viel Jochen Schweizer, weil dieses Versprechen nicht an meine Person gebunden ist, sondern an den Support meiner Unternehmensgruppe mit hunderten hochkompetenten Mitarbeitern. Mein Erfolg besteht ja auch darin, dass ich weiß, was ich alles nicht kann und deshalb habe ich auch so gute Mitarbeiter.
Das ist auch eine wichtige Tugend.
Und um ehrlich zu sein: Ich suche mir Leute, die die Aufgaben, für die ich sie einstelle, viel besser meistern können als ich. Ob das PR, Controlling, Management oder IT ist. Dafür habe ich in meiner Unternehmensgruppe eine Mannschaft aufgebaut, die den Gründern in fast allen Lagen helfen kann. Wenn ich denen zum Beispiel erklären müsste, wie sie ihre Website gestalten sollen, wäre ich ja verloren. Das können meine Webspezialisten besser. Die Gründer bekommen Zugriff auf ein umfangreiches Netzwerk an Kompetenz und Ressourcen.
Wie geht es nach der TV-Show eigentlich weiter. Wie oft erleben Sie böse Überraschungen?
Selbst wenn ein Pitch lange dauert – und sie dauern ja in Wirklichkeit auch viel länger als das, was für die Ausstrahlung zusammengeschnitten wird – beantwortet mir ein Gründer auf der Bühne vielleicht gerade einmal 20 Prozent aller Fragen, die ich für ein Investment wirklich wissen muss. Erst in der Due Diligence im Nachgang wird wirklich jedes Blatt umgedreht und das ergibt das ganze Bild. Dabei entdeckt man leider sehr oft Dinge, die verschwiegen wurden. Es gibt eigentlich fünf verschiedene Arten von Gründern, so würde ich es nach den Erfahrungen aus drei Staffeln zusammenfassen.
Welche fünf Typen sind das?
Es gibt den Gründer, der ein so einfaches Geschäftsmodell hat, dass er gar nichts Falsches sagen kann. Dann geht der Deal in der Regel problemlos durch. Dann gab es auch schon Gründer, die uns glatt angelogen haben: „Ich habe ein Patent“ – und dann stellt sich heraus, er hat es noch gar nicht, sondern nur die Beantragung. Eine glatte Lüge ist für mich inakzeptabel und das selbst dann, wenn man den Fehler korrigieren könnte. Da geht es mir um die Einstellung. Wer wissentlich die Unwahrheit sagt, fällt bei mir hinten runter.
Das wären dann die ersten beiden Typen.
Es gibt auch Gründer, die unwissentlich die Unwahrheit sagen. Also Menschen die überzeugt sind von dem, was sie uns erzählen und denen man im Nachhinein glaubt, dass sie dies aus Unkenntnis der Materie heraus und nicht absichtlich etwas Falsches behauptet haben. In so einem Fall muss man darüber nachdenken, ob der Fehler zu heilen ist. Aber die Chance ist eher gering. Gemeint ist zum Beispiel: In der Aufstellung der Finanzen wurde übersehen, dass der Großvater 70.000 Euro in die Firma gesteckt hat, die er Ende des Jahres zurückbekommen soll, aber der Gründer hat vergessen das zu erwähnen. Würde ich dennoch investieren, würde mein Kapital möglicherweise nur noch zur Tilgung des Darlehns eingesetzt werden und nicht zum Aufbau des Unternehmens. Das macht dann natürlich keinen Sinn.
Haben die noch eine Chance?
Ja, aber eine sehr geringe. Und dann gibt es inzwischen Gründer, die nur in die Sendung kommen um die Publicity zu bekommen. Man verhandelt mit ihnen und will auch investieren, aber sie wollen das von Anfang an nicht wirklich und gehen bewusst ohne Deal nach Hause. Die Steigerung davon – und das ist Typ Nr. 5 – sind jene Gründer, mit denen man sich in der Sendung auf ein Investment einigt, deren Geschäft dann aber nach der Ausstrahlung ihres Pitches so durch die Decke geht, dass sie plötzlich abspringen, weil sie glauben, kein Geld und keinen Rat mehr zu brauchen.
Also mit anderen Worten: Die Deals sind zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung – was ja immerhin auch fast ein halbes Jahr ist – nicht alle schon eingetütet?
Nein, nicht alle. Man kann das versuchen. Aber ich merke inzwischen schon, wann ein Gründer auf die Folgen der TV-Ausstrahlung spekuliert und es ruhiger angehen lässt bei den Verhandlungen, um das Ergebnis abzuwarten.
Wie sieht denn die Bilanz ihrer bisherigen Beteiligungen aus? Auf welche sind sie stolz?
Bis jetzt gibt es zum Glück kein Investment, das ich getätigt habe, welches insolvent gegangen wäre. Wir sind aber natürlich auch noch oft in sehr frühen Phasen. Am erfolgreichsten ist sicherlich Hip Trips. Das macht mir auch deshalb so viel Spaß, weil Vural Öger sicher aus seiner Expertise heraus der Idee keine Chance gegeben hat. Mich hat aber die Motivation der Gründer für ihre Sache sehr überzeugt und so habe ich dann 150.000 Euro investiert. Danach stellte sich heraus: Vural hatte Recht. Aber wir haben das Geschäftsmodell verändert und es auf Erlebnis-Kurzreisen ausgerichtet. Das hat eingeschlagen, mittlerweile macht Hip Trips siebenstellige Jahresumsätze. Und jetzt gerade arbeiten wir daran, das Angebot noch größer und besser aufzusetzen. Das setzt bei der digitalen Disruption der Reisebranche an und ermöglicht die Individualisierung von Pauschalreisen durch eine ausgefeilte Dynamic Packaging Software.
„Ich habe mich ja ganz persönlich 55 Jahre lang gegen das Modell Ehe gestellt, aber am Ende doch investiert“
Gibt es weitere Investments von denen Sie sich viel versprechen?
Lendstar, ein FinTech-Unternehmen geht gerade durch eine weitere Finanzierungsrunde. Das Start-Up schafft wahrscheinlich bis Mitte nächsten Jahres den Break Even- Das ist eine Leistung in einem hartumkämpften Markt. 250.000 Euro habe ich investiert, das bisher größte Einzel-Investment der ersten beiden Staffeln. Wir haben Lendstar mittlerweile als Zahlungsmethode in die Jochen Schweizer App und in die Freizeitcommunity Spontacts eingebunden. Ganz aktuell freue ich mich über Foreverly.
Gerade erst letzten Dienstag in der Sendung gesehen.
Ich habe mich ja ganz persönlich 55 Jahre lang gegen das Modell Ehe gestellt, aber am Ende doch investiert (lacht). Und dann kam in der Sendung eine junge Gründerin, Jen, mit dieser Hochzeits-App. Das ist ein riesiger Markt. Eine Hochzeit kostet im Schnitt 20.000 Euro und über diese App kann man alles organisieren. Und wir können es sehr gut mit unseren bestehenden Erlebnis-Angeboten verknüpfen. Unsere Start-Ups kooperieren da sehr intensiv untereinander. Zum Beispiel können die Hochzeitsgäste via Foreverly bei Hip Trips für das glückliche Brautpaar eine Honeymoon-Erlebniskurzreise buchen und über Lendstar Groupgifting bezahlen.
Herr Schweizer, herzlichen Dank für das Gespräch.
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