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24. Mai 2018

Silke Weigang über internationale Führung

Führung international: interkulturelle Konflikte zum Erfolg bringen

In einem heterogenen Team, sei es in der Linie, sei es im Projekt, begegnen Sie als Führungskraft oder Projektleiter jeder Menge Vielfalt – Diversity. Unterschiedliche Persönlichkeiten, (nationale) Kulturen oder Arbeitsstile wollen miteinander in einen guten Ausgleich gebracht werden, damit alle zusammen als Hochleistungsteam erfolgreich sind.

Konfliktpotenzial erkennen – Interkulturelle Dimensionen aufdecken

Was Sie brauchen: achten Sie bei den verschiedenen Positionen auf die dahinterliegenden Interessen und Werte. Machen Sie diese bewusst, geben Sie Ihnen einen Namen und bringen Sie die Interessen und Werte in eine gute Balance. Stereo-Typisierung ist dabei erlaubt, sofern sie humorvoll übertrieben zum Erkenntnisgewinn beiträgt und enge Zuschreibungen anschließend wieder erweitert werden. Der „penible Deutsche“ ist eben im besten Fall auch sachlich und klar, der „chaotische Italiener“ interaktiv und flexibel!

Kulturen agieren unterschiedlich, bei

  • der Beziehung zu anderen Menschen,
  • dem Umgang mit ihrer Umwelt und
  • dem Umgang mit Zeit.

Italienische Emotionalität versus deutsches Faktenwissen

Untersuchen wir ein pointiertes Beispiel.

Das Meeting ist auf 14 Uhr angesetzt. Der Italiener, Herr Scalofari, Teamleiter bei einem großen italienischen Automobilhersteller, ist mit Kollegen noch beim Kaffeetrinken und diskutiert mündlich nebenbei schnell den wichtigen Auftrag, um den es gleich in der Sitzung geht. Er setzt die (kollektive) Beziehung über die Punktgenauigkeit. Sein deutscher Kollege, Herr Möllemeier, Sparringspartner im Zuliefererbereich, sitzt dagegen alleine wartend im Besprechungsraum, gewohnt, eines nach dem anderen zu erledigen und die Sache nun unterschriftsreif zu trimmen. Er legt Wert auf Pünktlichkeit, Exaktheit und individuelle Verlässlichkeit, nicht so sehr dagegen auf das soziale Miteinander. Eine kurzfristige Einladung in die Cafeteria vor der Besprechung hatte er erhalten, in seinen Augen ist Kaffeetrinken aber eher Zeitverschwendung und passt so spontan auch nicht in seinen Zeitplan.

Agil führen: Werte und Interessen in einen Ausgleich bringen

Wenn die Herangehensweisen zwischen den Kulturen sehr weit auseinanderliegen, kommt es schnell zu zunächst gar nicht so offensichtlichen, aber unterschwellig stark wirkenden Konflikten. Tatsächlich sind diese unterschiedlichen “working cultures” die größten Herausforderungen für internationale Projekte, weit vor technischen Problemen, politisch-rechtlichen Fragestellungen, der Projektmanagement-Methodik, der Infrastruktur oder anderen relevanten Aspekten.

Tabelle 1: Die italienische und deutsche Kultur im Vergleich.

 Dimension  Italienisch  Deutsch
 Umgang mit Mitmenschen und Umwelt  Beziehungen untereinander
emotional
 Regeln
sachorientiert
 Kommunikation  etwas indirekter  direkt
 Umgang mit Zeit  erledigen Dinge gleichzeitig  erledigen Dinge nacheinander

Hier treffen italienische Beziehungs- auf deutsche Sachorientierung. Beide können auf ihrer Seite vom Pferd fallen, wenn sie nur den eigenen Wert hochhalten. Der Deutsche könnte den Italiener als beliebig verwässernd wahrnehmen. Der Italiener den Deutschen als schneidend kühl. (Interkulturelle Vorwurfs- und Befremdungsrichtungen). Erkennen sie aber, dass sie sich gegenseitig ergänzen können, und damit „auf dem Pferd halten“, bewegen sich beide aufeinander zu. Dann entsteht Synergie und damit erfolgreiche Zusammenarbeit. Genau das können Sie als Führungskraft und als Projektleiter erreichen, indem Sie beide Seiten wertschätzend diese unterschiedlichen Sichtweisen und die große Kraft der gegenseitigen Ergänzung deutlich machen und motivieren, aufeinander zuzugehen.

Werte-Pyramide als flexible Konfliktlösung

Hilfreiche Tools sind die Werte-Pyramide, mit der Sie die unterschiedlichen Werte in Einklang bringen können sowie eine wertschätzende Gesprächsführung zur Konfliktlösung.

Leitfaden für die Werte-Pyramide – überlegen Sie Antworten auf folgende Fragen:

  1. Wer steht mit wem in Konflikt?
  2. Situation? Auslöser? Hintergrund?
  3. Schwierigkeiten dabei?
  4. Welche (beiden) zugrundeliegenden Werte stehen miteinander im Konflikt?
  5. Verzerrung der Werte? (Vorwurfs- und Befremdungsrichtung)
  6. Gemeinsamer 3. Wert in Resonanz?
  7. Welche Lösungsansätze sind denkbar?
  8. Wie lassen sich diese Lösungsideen praktisch umsetzen?

Diversität kreativ nutzen

Für unser Beispiel könnte das so aussehen: Der Italiener holt den deutschen Kollegen schon kurz vor 14 Uhr zum Kaffeetrinken ab. Während des Kaffees besprechen sie wichtige Aspekte des Auftrags, den der Italiener vorab elektronisch vom deutschen Kollegen erhalten und mit etwas Widerwillen doch immerhin schon überflogen hat. Statt sich zu ärgern, vertagt der Deutsche die Unterschriftsreife auf übermorgen und holt sich lieber noch schnell die Meinung des italienischen Kollegen zu einem anderen Projekt ein. Da trifft es sich gut, dass sie wie zufällig beim Verlassen der Cafeteria dem Projektleiter über den Weg laufen. Das positive Ergebnis: Zusätzliche Arbeit ist bewältigt, der Besprechungsraum bleibt möglicherweise leer.

Erfahren Sie hier mehr über unsere Top 100 Trainerin Silke Weigang: https://www.trainers-excellence.de/redner/silke-weigang.html

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