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Marion Lemper

20. August 2019

Kampf, Flucht, Anpassung – Strategien für einen unbefriedigenden Job

Kein Job kann das perfekte Arbeitsglück liefern. „Wo immer Menschen etwas miteinander zu schaffen haben, da machen sie einander zu schaffen“, beobachtete der Kommunikationsexperte Friedemann Schulz von Thun. Das ist wohl wahr. Und es gibt inzwischen unzählige Studien, die den sozialen Stress am Arbeitsplatz gut dokumentieren. Schon im Jahr 2004 hat beispielsweise eine Untersuchung der Unternehmensberatung „Pro Change“ ergeben, dass der durchschnittliche Mitarbeiter in Deutschland vier Stunden jede Woche damit beschäftigt ist, sich über seine Vorgesetzten zu beklagen.

Viele reagieren auf den sozialen Stress mit Kampf, Flucht oder Anpassung. Inwieweit sind diese Reaktionen sinnvoll?

Kampf

kann eine sehr sinnvolle Reaktion sein, wenn er Aussicht auf Erfolg hat. In vielen Situationen lohnt es sich, dass man sich für seine Bedürfnisse und Wünsche, für seine Überzeugungen und Ziele aktiv einsetzt und sich nicht fremdbestimmen oder gar einschüchtern lässt. Wir sollten grundsätzlich alle die Fähigkeit und Bereitschaft besitzen, uns anderen mutig entgegen zu stellen. Allerdings muss jeder Kampf mit Umsicht und Bedacht geführt werden. Es ist selten zielführend, wenn man impulsiv und unüberlegt agiert. Jeder Kampf, der erfolgreich enden soll, erfordert eine Strategie. Und die muss erst einmal entwickelt werden.

Flucht

ist eine Alternative, über die viele Beschäftigte manchmal oder sogar regelmäßig nachdenken. Einfach kündigen und gehen. Das kann durchaus die beste Lösung sein. Es gibt Arbeitsverhältnisse, die unzumutbar sind und aus denen man sich unbedingt retten sollte. Aber Flucht ist keinesfalls als grundsätzliche Strategie geeignet. Wir können nicht jedes Mal flüchten, wenn die Dinge problematisch werden. Es ist wichtig, dass wir lernen, uns auseinanderzusetzen. Denn egal, wo wir arbeiten – es werden sich überall Herausforderungen ergeben.
Sehr gefährlich ist Fluchtverhalten, das auf rein psychischer Ebene stattfindet. Die Flucht in eine virtuelle Welt beispielsweise, in Alkohol und dergleichen entlastet zwar vorübergehend, schafft aber langfristig neue Probleme.

Bedingungslose Anpassung

wird ebenfalls von manchen Beschäftigten als Bewältigungsmechanismus genutzt. Sie erleben sich selbst als machtlos, sie fühlen sich abhängig und denken, dass sie die wenigsten Schwierigkeiten bekommen werden, wenn sie alle Erwartungen erfüllen. Natürlich verlangt jeder Job ein gewisses Maß an Anpassung. Die muss aber ihre Grenzen haben. Wer sich allzu bereitwillig anpasst, läuft Gefahr, dass er
1. jede Freude an der Arbeit verliert, weil er sich nicht mehr einbringt, sondern nur ausführt, was von ihm verlangt wird.
2. in jeder nur erdenklichen Form ausgenutzt wird.

Die wichtigste Strategie: Aktiv das eigene Glück verfolgen

Wie auch immer wir in einer belastenden Situation am Arbeitsplatz reagieren mögen: Das ausschlaggebende Kriterium für unsere Entscheidung muss das eigene langfristige Glück sein. Das hat nichts mit Egoismus zu tun. Denn wir nutzen der Welt am meisten, wenn es uns gut geht. Gute Stimmung macht gesünder, leistungsfähiger und sorgt für ein besseres Sozialverhalten.
Darum mein Rat: Was immer Sie auch angesichts einer unbefriedigenden Situation im Job tun mögen – verhalten Sie sich umsichtig und achten Sie unbedingt darauf, dass es Ihnen langfristig gut damit geht.

Marion Lemper

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