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2. Januar 2017

Thomas Huber: „Man muss im Leben mutig sein“

„Analogie von Beruf und Berg“ heißt Ihr Vortrag beim 11. Oberbayerischen Wissensforum am 24. März 2017 in Rosenheim. Dass bei Ihnen Beruf und Berg zusammengehören, stand wohl schon früh fest?

Nein, eigentlich nicht. Erst gegen Ende unseres Studiums erkannten mein Bruder Alexander und ich, dass wir auch vom Bergsteigen – in der Kombination mit unseren Vorträgen und durch erste Sponsoren –  nachhaltig leben könnten. Weil wir so begeisterte Bergsteiger waren, wollten wir das einfach versuchen. Aus dieser mutigen Entscheidung ist letztendlich ein Beruf geworden. Heute kann man sagen, dass wir multimedial arbeiten, als Bergsteiger. schriftstellerisch, als Vortragsreferenten, zusammen mit Sponsoren, also ein unglaublich tolles Spektrum, das wir abdecken.


Sie sind ja häufig in extremen Gelände und bei extremen Temperaturen unterwegs, wo natürlich eine optimale Ausrüstung unverzichtbar ist. Welche Ausstattung sollte man sich im Berufsleben in den Rucksack packen?

Immer den Verhältnissen angepasst! Ich bin ein Gegner von Über-Equipment. Im Berufsleben muss wie im Bergsport eine Grundausstattung vorhanden sein, damit man sich vor den äußeren Gegebenheiten schützen kann und optimales Material zur Verfügung hat. Aber man sollte sich nicht im Übermaß nur auf das Equipment verlassen, denn die wirkliche Kraft bist Du selbst! Du selbst musst mental stark genug sein, du selbst musst dich auf jedes Projekt einzeln und ganz detailliert vorbereiten, nur so kann man Grenzen bewältigen.  Das Bergsteigen ist natürlich sehr archaisch, aber zeigt trotzdem unglaubliche Parallelen zur Berufswelt und zum normalen Alltag auf. Mein Vortrag soll nicht zeigen, wie Menschen besser leben können, sondern schildert, wie ich in den Bergen funktioniere. Aufgrund dessen können dann sofort die Brücken zum Beruf geschlagen werden. Ich präsentiere nicht nur meine bergsteigerischen Leistungen, sondern mein Vortrag beim Wissensforum geht auch in die Tiefe, ins Philosophische bis hin zum Komödiantischen. Den Humor mit dabeizuhaben, ist ein ganz wichtiger Part, im normalen Leben wie in der Extreme.


Ihr Bruder Alexander ist für Sie ja ein ganz spezieller Seilpartner. Im Berufsleben hat das Wort „Seilschaften“ manchmal einen negativen Klang. Aber sollte in den Unternehmen der Fokus nicht viel mehr auf einen Ausbau von Partnerschaften und Netzwerken gelegt werden?

Für mich hat „Seilschaften“ überhaupt keinen negativen Aspekt, es ist wunderbares Bild dafür, wenn man eine extreme Herausforderung angehen möchte. „Seilschaft“  beschreibt eine Partnerschaft, die man eingeht und in der jeder die Verantwortung trägt, das Seil dazwischen ist das Vertrauen.  Auch im beruflichen Alltag brauche ich einen Partner: Wenn dieser keine Verantwortung trägt, kann kein Vertrauen aufgebaut werden. Für mich ist „Seilschaft“ eine der schönsten Wortschöpfungen: Wenn man loszieht, knüpft man sich ein Seil und versucht, alles zu geben, um am Ende da anzukommen, wo man hin möchte. Vertrauen funktioniert nur, wenn man weiß, dass jeder für sich die Verantwortung trägt. Wenn einer keine Verantwortung trägt, kann kein Vertrauen aufgebaut werden.

Bei fehlendem Vertrauen sollte eine Sache sofort beendet werden, im Extrembereich, aber auch im beruflichen Alltag.


Sie haben das Glück, Ihre Leidenschaft Bergsteigen zum Beruf gemacht zu haben. In vielen Arbeitsbereichen lässt sich Leidenschaft allerdings nicht immer ausleben. Welche Strategien empfehlen Sie, damit sich auch Durststrecken überwinden lassen?

Ich rate jedem, das zu machen, was ihn begeistert und herausfordert. Hat man das gefunden, ist man auf dem richtigen Weg. Ist das nicht so, muss man im Leben auch mutig sein, eine Veränderung herbeizuführen. Natürlich ist das nicht immer einfach und manchmal lassen sich Durststrecken auch bewältigen,  indem man eine Pause einlegt und sich mit etwas Neuem konfrontiert, um daraus Kraft zu tanken und Antworten zu finden. Für manche ist es schwierig, diesen Mut aufzubringen, aber wenn man die Möglichkeit hat, sollte man den Mut aufbringen und  genau den Weg gehen, der einen fasziniert. Natürlich gibt es Situationen im Leben, wo eine gewisse Verantwortung zu tragen ist, aber dann sollte man versuchen, einen Triggerpunkt zu finden, auf den man hinarbeitet.


Rückschläge erleben, sich eingestehen, dass etwas nicht wie geplant verläuft und daraus die Konsequenzen zu ziehen, lassen sich sowohl am Berg als auch im Arbeitsleben nicht vermeiden. Wie gehen Sie mit Niederlagen um und woher holen Sie sich die Motivation für neue Projekte?

Für mich selber habe ich einmal definiert, dass es bisher keine Niederlagen gegeben hat. Am Berg waren es manchmal Rückschläge, die mich auch schwer getroffen oder traurig gemacht haben. Jedes Nicht-Schaffen bedeutet für mich zwar ein Scheitern, aber jedes Scheitern ist gleichzeitig die Stufe zum nächsten Versuch, man reflektiert darüber, man lernt daraus. Eine Niederlage wäre es, wenn man überhaupt nicht mehr weiter weiß, wie das Leben zu bewerkstelligen ist.


Heuer hatten Sie einen schweren Bergunfall, bei dem Sie aus 16 Metern abstürzten. Haben Sie sich wieder gut erholt?

Ja, das habe ich. Eigentlich ist mir nicht so viel passiert, ich hatte einen Schädelbruch, der jetzt sehr gut verheilt ist, aber keine Einblutungen im Gehirn. Die Ärzte sagten, mehr Glück kann man im Leben nicht haben.

Hat dieses Ereignis etwas in Ihrer Einstellung verändert?

Jede traumatische Einwirkung auf eine Person hat unweigerlich mit einer Veränderung zu tun. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich überleben durfte und  ich habe dieses Glück dankend angenommen, ich hinterfrage dieses Glück aber nicht. Das ist meiner Meinung nach auch ganz wichtig im Leben, alles anzunehmen, was passiert, und sich zu bedanken, dann kann man positiv nach vorne schauen.


Was möchten Sie den Teilnehmern des Wissensforums mit auf den Weg geben, um die Berge im Berufsleben erfolgreich zu erklimmen?

Eigentlich möchte ich nur sagen: Seid mutig! Darin ist das Wichtigste enthalten. Das sage ich auch in dieser Zeit des Populismus und dieser ängstlichen Gesellschaft. Wir sollten wieder mutiger und wacher werden. Seid mutig und geht mit offenen Herzen und wachen Augen durch die Welt! Seid bereit für das Neue, denn nur so können wir uns weiterentwickeln!

 

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute weiterhin!

                 

Interview: Maria Stuffer-Chunphetch

 

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