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Axel Liebetrau

11. Februar 2019

Axel Liebetrau: „Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weiterlaufen!“

… ist das Motto vieler erfolgreicher Menschen und der inoffizielle Leitspruch einer neuen Fehlerkultur. Ein Leitmotiv, welches für Unternehmen unter dem Veränderungsdruck der Digitalisierung immer stärker an Relevanz gewinnt. Wer bisher Fehler machte oder gar scheiterte, wurde meist verspottet. Scheitern oder Fehler zu machen muss per se nichts Negatives sein. Das Scheitern bringt Erkenntnis, Reife und Erfahrung. Gerade in Projekten zur Digitalen Transformation gehört das Scheitern und Fehler machen einfach mit dazu. Nur mit dem Feiern und Zelebrieren von Erfolgen und der gleichzeitigen Bereitschaft ein Scheitern und Fehler zu riskieren, können echte Innovationen entstehen und die anstehenden Hürden gemeistert werden. Die Angst vor Scheitern und Fehlern bedeutet zu oft Kriechen anstatt aufrechtes Laufen und führt häufig dazu, dass Unternehmen Lösungen erst kopieren, wenn sie ein anderer bereits entworfen und erfolgreich eingeführt hat. Dies kann sich die Wirtschaft in Zeiten von Niedrigzinsen, weiterhin steigender Regulierung, internationaler Wettbewerber sowie sich ändernder Kundenbedürfnisse und -verhalten nicht mehr leisten.

Wer nun das Zitat „Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weiterlaufen!“ erfunden hat, wird wohl niemals mehr festgestellt werden können. Es ist von einem lustigen und wahrscheinlich spontanen Ausspruch zu einem zentralen Leitgedanken eines neuen Mindsets und einer mutigeren Grundeinstellung im Management geworden. Einige „Versager“ von gestern, welche heute sehr erfolgreiche Manager sind, werden wie Popstars auf FuckUp-Nights und Innovationskonferenzen gefeiert. Videos mit Vorträgen zum Thema Fehlermachen und Scheitern werden millionenfach bei YouTube angesehen. Die Geschichten vom Scheitern und dramatischen Fehlern sind nicht nur sehr lehrreich, sondern sie unterhalten und machen Spaß. Viele Unternehmen sind aktuell auf dem Weg von „German Angst“ hin zu einem mutigeren Umgang mit Scheitern und Fehlern.

Mein Fehler in Digitalisierungsprojekten – Priming-Effekt

Immer wieder wurde ich bei der Mitarbeiterauswahl für Digitalisierungsprojekte zur Rate gezogen. Hier machte ich es mir einfach und beginn damit wiederholt den gleichen Fehler: Ich bevorzugte junge gegenüber älteren Mitarbeitern für die Mitarbeit in Projekten. Oft waren die jüngeren Mitarbeiter offener und aufgeschlossener und ich interpretierte die Zurückhaltung der meist älteren Mitarbeiter, als weniger motiviert oder sogar als reserviert.

Ein dummer Fehler! Zurückhaltung kann natürlich weniger motiviert bedeuten, aber es ist nicht automatisch so. Zurückhaltung meines Gegenübers kann viele, auch viele positive, Gründe haben. Es ist zuerst ein klares Zeichen, dass ich mehr in Informationen, Argumente und sogar Wertschätzung investieren muss. Schnelles Commitment kann ein Segen, aber auch ein falscher Freund, sein.

Mit der Zeit stellt sich bei den „jüngeren“ und bei den „älteren“ Mitarbeitern ein sogenannter Priming-Effekt ein. Zur Veranschaulich des Priming-Effekt findet sich in den Medien meist das bekannte Beispiel der Rechenaufgabe für blonde Frauen. Sagt man blonden, weiblichen Testpersonen das blonde Frauen dumm wären, führt dies dazu, dass die Frauen beim Test schlechter abschneiden, als wenn sie nicht mit dieser Behauptung konfrontiert worden wären. In Digitalisierungsprojekten passt ähnliches mit den jungen und motivierten sowie mit den älteren und reservierten Mitarbeitern. Bei den motivierten Mitarbeitern wird die Motivation und bei den ängstlichen Mitarbeitern die Zurückhaltung verstärkt. Das falsche Bild, das Veränderungen und Digitalisierung alters- und generationenabhängig sind, verfestigt sich.

Mein Lernen aus diesem Fehler: Keine zu schnelle oder falsche Rückschlüsse aus Alter, schnelles Commitment und aufgesetzte Motivation ziehen. Es müssen in Unternehmen Räume geschaffen werden, die die Kompetenzen der Mitarbeiter fordern und fördern. Mitarbeiter brauchen eine individuelle und angepasste Ansprache. Wertschätzung kann man nie zu viel geben. Zusammen genommen wird dies die positive unternehmerische Entwicklung in den kommenden Jahren der Veränderung prägen und sicherstellen.

Neues Mindset: Fehler sind gut, wenn man daraus lernt

Unternehmen können von Pinguinen lernen: Wenn Pinguine hungrig sind, müssen sie die sichere Eisscholle verlassen und ins kalte Wasser springen, um Fische zu jagen. Meist springt nicht ein einzelner Pinguin ins Wasser, sondern eine komplette Gruppe. Dummerweise wissen sie nicht, ob ein Fressfeind wie eine Leopardenrobbe genau auf diesen Moment unter der Eisscholle gewartet hat und nun selbst auf die Jagd nach Futter geht. Schlauer wären die Pinguine, wenn bei möglichen Gefahren zuerst ein einziger Pinguin in das kalte Wasser springt, während seine Artgenossen auf der sicheren Eisscholle geduldig warten Sobald klar ist, dass kein Feind im Verborgenen lauert, folgen alle anderen Tiere. So wird die Gemeinschaft geschützt und sich gegenseitig geholfen.

In sich schnell wandelnden Zeiten sollten viele Projekte gleichzeitig angegangen werden. Aus Fehlern in erfolglosen Projekten wird jedoch meist wenig gelernt, da diese oft aus Angst vor Nachteilen von den Fehlerverursachern verheimlicht werden. Die Folgen sind fatal für die Organisation. Die gleichen Fehler wiederholen sich bei künftigen oder parallel laufenden Projekten immer wieder. Eine lernende Organisation ist nicht möglich. Unternehmen wie Google wollen diese Fehlerdynamik durchbrechen und haben vor einigen Jahren einen ungewöhnlichen Preis, den sogenannten „Pinguin Award“, ausgelobt. Jeder Mitarbeiter kann ein Projekt vorstellen, welches so richtig gescheitert ist. Anstelle von Kritik und Spott wird aus Fehlern gelernt und der Mut zur offenen Kommunikation von Fehlern prämiert. Eine Methode und Kultur, von welcher alle Unternehmen lernen könnten. Vorausgesetzt, mutige Führungskräfte gehen voran und schaffen eine positive Fehlerkultur. Eine angstfreie Umgebung, wo nicht nur nach Erfolgsfaktoren gesucht wird und erfolgreiche Projekte eine Bühne bekommen, sondern ganz bewusst Fehler offen kommuniziert, analysiert und zum Lernen genutzt werden. Getreu dem Motto; aus Fehlern kann man lernen!

 

Axel Liebetrau

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