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22. Oktober 2015

Führungskraft erwächst aus Selbstführung

Führungskraft erwächst aus Selbstführung

Von Antje Heimsoeth

Wer in der heutigen Arbeitswelt erfolgreich sein will, braucht neben fachlichem Know-how vor allem eine Fülle von soft skills, die ihm die Kompetenz verleihen, mit besonderen, herausfordernden Situationen gut umzugehen. Das gilt insbesondere für Führungskräfte. Mentale und emotionale Stärke spielen eine entscheidende Rolle für den Umgang mit Herausforderungen. Selbstachtung, Selbstvertrauen, Mut, Klarheit und Optimismus sind nur einige jener Eigenschaften, die an der Spitze unerlässlich sind. Ich möchte Ihnen die Geschichte einer alten chinesischen Frau erzählen, die ihr Wasser täglich vom Fluss mit zwei Schüsseln holte, die sie an den Enden einer Stange trug.

Selbstführung
– Antje Heimsoeth –

Der Sprung in der Schüssel (Verfasser unbekannt)

Eine dieser beiden Schüsseln hatte einen Sprung, während die andere makellos war und stets eine volle Portion Wasser fasste. Am Ende ihrer Wanderung vom Fluss zum Haus der alten Frau war
eine Schüssel immer nur noch halb voll. Zwei Jahre lang brachte die alte Frau immer nur anderthalb Schüsseln Wasser mit nach Hause.
Die makellose Schüssel war natürlich sehr stolz auf ihre Leistung, aber die arme Schüssel mit dem Sprung schämte sich wegen ihres Makels und war betrübt, dass sie nur die Hälfte dessen verrichten konnte, wofür sie gemacht worden war. Nach zwei Jahren, die ihr wie ein endloses Versagen vorkamen, sprach die Schüssel zu der alten Frau: „Ich schäme mich so wegen meines Sprungs, aus dem den ganzen Weg zu deinem Haus immer Wasser läuft.“ Die alte Frau lächelte. „Ist dir aufgefallen, dass auf deiner Seite des Weges Blumen blühen, aber auf der Seite der anderen Schüssel nicht? Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumensamen gesät, weil ich mir deines Fehlers bewusst war. Nun gießt du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen. Zwei Jahre lang konnte ich diese wunderschönen Blumen pflücken und den Tisch damit schmücken. Wenn du nicht genauso wärst, wie du bist, würde diese Schönheit nicht existieren und unser Haus beehren.“

Es sind gleich mehrere Schlüsselfaktoren mentaler Stärke, die uns die alte Frau hier aufzeigt:

Stärkenorientierung statt Schwächenfokussierung

Die alte Frau wusste um die Schwäche ihrer einen Schüssel. Doch sie wusste ebenso sie in Schönheit zu wandeln, statt auf ihrem Makel herumzureiten. Unsere Gesellschaft ist überwiegend defizitorientiert. Meist geht es darum, Fehler zu reduzieren und Schwächen zu beheben. Dabei hilft es fürs Vorankommen viel mehr, sichtbar zu machen, was bereits vorhanden ist und nicht nur jenes, was fehlt. Mitarbeiter haben individuelle Talente, gehen unterschiedlich mit Aufgaben um. Deshalb gilt gerade für Führungskräfte: Verteilen Sie die Jobs und Aufgaben so, dass sie zu den Menschen passen. Nur dann werden Höchstleistungen erzielt. Wer sich seiner Stärken bewusst ist und diese einsetzen darf, kann mit Selbstvertrauen auf seine Schwächen schauen und an ihnen arbeiten. Wem jedoch vor allem die Schwächen unter die Nase gerieben werden, der kann den Blick kaum noch heben, um die vorhandenen Stärken wahrzunehmen.

Raus aus der Selbstabwertung!
Niemand ist frei von Fehlern. Nicht immer gelingt uns etwas auf Anhieb. Doch wer seine Enttäuschung über Schwächen oder Fehlschläge nicht verarbeitet, leistet einer negativen Entwicklung Vorschub: Das eigene Bestreben scheint sinnlos, Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sinken, Stress, Zweifel und Angst hingegen steigen. Das blockiert und führt eventuell zu weiteren schlechten Leistungen. Bei der Betrachtung von Fehlern geht es nicht um Schuld, sondern um Ursachen. Stehen Sie zu Ihren Fehlern und analysieren sie diese genau. Messen Sie Mitarbeiter nicht an ihren Fehlern, sondern daran, wie konstruktiv sie danach mit ihnen umgehen.

Dankbarkeit ist der schnellste Weg zum Glück (Barry Neil Kaufman)

Es klingt banal und fällt doch vielen von uns schwer: Besinnen wir uns jeden Tag aufs Neue auf das Gute in unserem Leben, mit Dankbarkeit und Optimismus, hilft uns das langfristig zu einer positiven Grundeinstellung – und die unterstützt uns besonders dann, wenn uns das Leben vor Herausforderungen stellt, ob beruflich oder privat. Führen Sie ein Dankbarkeitstagebuch: Halten Sie darin fest, was Ihnen tagsüber an Gutem widerfahren ist – kleine Gesten, positive Erlebnisse, bereichernde Begegnungen, Vogelgezwitscher am Morgen, usw. Auf diese Weise stärken Sie nachhaltig Ihre Zufriedenheit.

Die alte Frau haderte nicht mit ihrer kaputten Schüssel und jammerte, dass sie nur anderthalb Schüsseln Wasser zur Verfügung hatte, wenn sie nach langem Weg zu Hause ankam. Im Gegenteil: Sie ließ zu, dass aus einer Schwäche etwas Sinnvolles erwachsen konnte und war dankbar für die Blumenpracht, die ihr die Schüssel bescherte.

Nur wer sich selbst führen kann, kann auch andere führen

Es sind zahlreiche Faktoren, aus denen sich mentale und emotionale Stärke zusammensetzen. Nichts davon baut sich über Nacht auf. Aber wer an sich und seiner inneren Haltung, seinen Denk- und Verhaltensmustern arbeitet, entwickelt sich weiter, und erschließt sich damit den vollen Zugang zu eigenen Stärken, Fähigkeiten und Potenzialen. In einer Zeit, die von Wandel und Schnelligkeit geprägt ist, sind Führungskräfte gefragt, deren Selbstführung genauso gut ist wie ihr Führungsstil gegenüber Mitarbeitern.

Mehr dazu finden Sie in meinem neuen Buch: „Chefsache Kopf. Mit mentaler und emotionaler Stärke zu mehr Führungskompetenz“

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Selbstführung

Verlag Springer Gabler | ISBN 978-3-658-05774-9  | 205 Seiten, 29,99 Euro
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Antje Heimsoeth, Expertin für Selbstführung, Mentale Stärke und Motivation, Dipl. Ing. (FH), ist international tätig als Mental Coach, Speaker und Bestsellerautorin. Seit 2003 führt sie in Rosenheim ihr Institut, die SportNLPAcademy® und Leadership Academy, wo sie Seminare, Ausbildungen und Coachings in den Bereichen Business, Gesundheit und Sport anbietet. Sie wurde als „Vortragsrednerin des Jahres 2014“ ausgezeichnet. TV Auftritte bei Sport1, hamburg1, BR und Sky sowie auf AIDA. Ihr Praxiswissen hat Antje Heimsoeth bereits in mehreren Büchern niedergeschrieben und veröffentlicht regelmäßig Beiträge in Fach- und Publikumsmedien. Mehr finden Sie auf Ihrem Profil.

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