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Sven Voelpel

24. August 2017

Ex-Landsberger Voelpel: Wie alt wir sind, können wir selbst entscheiden

Sven Voelpel hat in Landsberg seine Jugend verbracht und Abitur gemacht. Der Professor für Betriebswirtschaftslehre hat ein Buch über das Alter geschrieben. Seine Erkenntnisse. Von Thomas Wunder

Ihr neues Buch „Entscheide selbst, wie alt Du bist“ wurde jetzt auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt? Worum geht es darin?

Es geht in dem Buch darum, sich damit zu beschäftigen, was Alter überhaupt bedeutet. Ich möchte unser Altersbild auf den Kopf stellen und die Vorurteile zum Alter aufbrechen: Den Traum von einer Welt, in der Alter nicht mehr gleich mit Gebrechlichkeit und Einsamkeit verbunden wird. Den ersten Schritt habe ich gemacht, und zusammengetragen, was die Forschung über das Jungbleiben weiß.

Wann fühlt man sich denn alt?

Jeder kennt vermutlich die Tage, an denen man sich alt fühlt oder Bäume ausreißen könnte. Es ist ein Unterschied, ob man tags zuvor Freunden beim Umzug geholfen oder einen langen Spaziergang gemacht hat. Die Frage dabei ist, wie geht man mit seinem eigenen Altersgefühl um und wie zufrieden ist man generell im Leben?

Wie können wir denn beeinflussen, ob wir alt sind oder nur älter werden?

Geist, Emotionen und Körper sind flexibler als wir bisher annahmen. Wer rastet, der rostet – dass dieses Sprichwort stimmt, ist durch unzählige Studien belegt. Interessant dabei ist, dass je nach Sportart auch unterschiedliche geistige Fähigkeiten trainiert werden: Tai Chi fördert die Präzision beim Formulieren, Nordic Walking die Reaktionsfähigkeit. Wer jenseits der 60 ein erfülltes Leben führen möchte, sollte zwei, drei Lebensjahrzehnte zusätzlich frühzeitig selbstverantwortlich gestalten. Schon mit 40 an 80 zu denken, bedeutet, die Kernpunkte zu finden, die Spaß machen. Jeder ist seines Alters Schmied.

Fühlen Sie sich alt?

Im Herzen fühle ich mich aufgrund meiner Freude am Lernen manchmal noch wie der 17-jährige Schüler in Landsberg. Aber wenn ich daran denke, was ich in meinem Beruf schon alles erleben, erfahren und erkunden durfte, dann fühle ich mich deutlich älter als 43. Diese Mischung fühlt sich ziemlich gut an. Körperlich halte ich mich fit mit kurzem, hochintensivem Training, gesunder Ernährung und Zeit mit meinen zwei Jungs im Alter von zwei und vier Jahren.

Woran spüren Sie, dass sie älter werden?

Forschung zeigt, dass intelligente Menschen länger wach sind. Ich arbeite fast jede Nacht bis 3 Uhr. Das liegt an meinem enormen Engagement der Sache gegenüber. Wenn die Kinder nach kurzem Schlaf in der Früh kommen, fühle ich mich nicht mehr ganz so jung. Schlafmangel ist nicht gut, um lange jung zu bleiben, aber bisher klappt es mit meiner Begeisterungsfähigkeit und sehr gesunder Ernährung ganz gut.

Was fasziniert Sie so am Thema Alter?

Es ist ein sehr breites Thema, welches jeden ganz persönlich betrifft. Gleichzeitig auch Führungskräfte, die in der Verantwortung für Mitarbeiter stehen, Organisationen und die ganze Gesellschaft. Beruflich habe ich ein Unternehmensnetzwerk gegründet, das sich damit beschäftigt, dass Belegschaften älter werden und wie man gut damit umgeht.

Dieser Tage wurde Ihre Ausstellung „Ey alter“ im Mercedes Benz Museum in Stuttgart eröffnet. Worum geht es?

Im Demografie-Netzwerk sowie in unserer Forschungsgruppe haben wir festgestellt, dass fast alles rund ums Alter mit der Einstellung des Einzelnen zusammenhängt. In der Ausstellung werden deshalb unterschiedlichste Fragen zum sozialen, biologischen und Erfahrungsalter gestellt, Tests zu Merkfähigkeit, Hörvermögen, Sprungkraft, Handkraftmessung, Koordinationsübungen durchgeführt. Am Ende erhält jeder anhand seiner Werte eine Auswertung mit seinem entsprechenden „wahren“ Alter.

Welche Parallelen gibt es zwischen Ausstellung und Buch?

Jeder, der durch die Ausstellung gegangen ist oder das Buch gelesen hat, soll jünger sein, länger leben und sich den positiven Seiten des Alters bewusst werden. Mit viele Beispielen von jungen Alten wird das Alter relativiert.

Was wird künftig die größte Veränderung im Alter sein?

Vielleicht weniger als wir denken. Im Vergleich zu drei bis vier Generationen vor uns wurden uns nicht zuletzt durch den Fortschritt der Medizin 20 Jahre zusätzliches Leben geschenkt. Jetzt müssen wir uns fragen, wie wir diese Zeit nutzen. In meinem Buch zeichne ich den Tagesablauf eines 105 Jahre alten Professors im 22. Jahrhundert mit der These „Alter abgeschafft“ und der Vision „Jeder arbeitet, solange er kann und möchte“. Die Aufteilung des Lebens in Segmente, wie sie früher üblich war und bei denen 20 bis 30 Jahre für Schule und Ausbildung, 35 bis 40 Jahre für das Arbeitsleben sowie 20 Jahre und mehr für den Ruhestand vorgesehen waren, ist einer flexibleren Lebensplanung gewichen.

Welche Chancen und Risiken einer alternden Gesellschaft sehen Sie?

Im Alter ist unsere Festplatte ganz schön voll, was durchaus ein Vorteil ist. Eine unserer Studien bestätigt, dass Mitarbeiter insbesondere in Krisensituationen eher einer älteren als einer jüngeren Führungskraft vertrauen. Das Faktengedächtnis lässt im Alter nach, aber wir haben gleichzeitig zum demografischen Wandel auch den nicht aufzuhaltenden Trend der Digitalisierung. Computer und nutzergerechte Software können Konzentrationsaufgaben übernehmen, Wissen in Datenbanken verwalten und Erinnerungen senden.

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